Tropenholz und das GUTE Gewissen, das richtige zu tun.
Ein Thema, das die Menschen in hohem Maße sensibilisiert.
Das ökologische Denken in Deutschland hat breite Schichten der Bevölkerung erfasst. Verständlich ist die Sorge, etwas falsch zu machen, der Umwelt zu schaden. Beim Tropenholz scheint die vermeintliche Lösung so nahe: Konsumverzicht und Boykott, denn was bei unseren heimischen Umweltsünden so schwer fällt, ist hier leichter: mit Boykottaufrufen etwas fürs ökologische Gewissen zu tun. Es kostet jeden von uns auch wenig.
Wer immer dazu auffordert, kann sich des spontanen Beifalls sicher sein. Die Gruppe die es dort trifft ist nicht zu groß ca. 3.000 Holzhändler und Importeure in Deutschland werden in Verantwortung genommen, der Rest kann Beifall klatschen und spenden für den guten Zweck. Fertig ist der verschwitze Stammtisch. Doch wie stets, wenn es um Dinge geht, von denen man wenig weiß, wenn Sachkunde und Fakten fehlen, treten Emotionen und gefährliches Halbwissen an ihre Stelle und auch ganz schnell einfache und pauschale Lösungen.
Um hier die Komplexität aufzuzeigen und dem Informationsdefizit entgegenzutreten, die Ursachen beim Namen zu nennen und dafür zu sensibilisieren, Wege zur Erhaltung der Tropenwälder aufzuzeigen, dafür ist dieses Positionspapier gedacht.
Die Zerstörung der tropischen Regenwälder schreitet rasch voran. Die Flächen werden brandgerodet für: Sojaanbau, für Palmöl, Viehwirtschaft, Brennholz, Bauholzbedarf in den Erzeugerländern, Platz für starkes Bevölkerungswachstum usw. Eine alarmierende Entwicklung, die es zu stoppen gilt. Regenwälder sind perfekte, sich selbst erhaltende Ökosysteme. Sie sind ein biologisches System der Superlative mit der größten Artenvielfalt und dem größten genetischen Reservoir der Erde. Die Folgen ihrer Zerstörung wären unabsehbar für uns.
Es sind die unkontrollierten Eingriffe in die Tropenwälder, die das Gleichgewicht der tropischen Ökosysteme gefährden. Im Gegensatz zu unseren Waldgebieten ist die Zerstörung des Regenwaldes meist endgültig. Bodenerosion und Überschwemmungen sind die unausweichliche Folge. Die Regenfälle eines Jahres können ausreichen, die dünne Humusschicht wegzuspülen.
Doch die Vernichtung der tropischen Wälder ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches und soziales Problem. Der Regenwald ist die Basis für Millionen Arbeits- und Ausbildungsplätze. Die Zerstörung der Regenwälder ist ein weltweites Problem, bedroht aber in erster Linie die Existenz der Menschen in der Region. Die Formen der Tropenwaldzerstörung sind zwar von Kontinent zu Kontinent und in den einzelnen Ländern unterschiedlich, basieren aber überwiegend auf den Problemen, die eine zu schnell wachsende Bevölkerung bei unterentwickelter Agrarstruktur mit sich bringt. So hat sich die Zahl der Einwohner in vielen Tropenländern alle 20 Jahre verdoppelt.
Materielle Existenzangst lässt Umweltschutz schnell vergessen. Wer in Armut und Hunger lebt, betrachtet den Regenwald nicht mit den Augen eines umweltorientierten Wohlstandseuropäers. Die Folge ist der kurzsichtige und kurzfristige Weg der Waldvernichtung zur Nutzung für Landwirtschaft, Viehzucht und Lebensraum. Die starke und schnelle Zunahme der Bevölkerung hat weitreichende Konsequenzen.Bäuerliche Brandrodung, landwirtschaftliche oder industrielle Großprojekte, Landnahme weil schlicht Platz zum Wohnen gebraucht wird , die Versorgung mit Brennholz zum Kochen, mangels Alternativen.
Denken Sie mal über folgendes Szenario nach; In der Bundesrepublik wohnen in 2015 ca. 82 Millionen Menschen. Im Jahr 2035 dann ca. 166 Millionen Bundesbürger!!! Wie würde es bei uns aussehen? Welche sozialen und ökologischen Probleme hätten WIR? Denken Sie an: Grünflächen, Wald, Flüsse, Platz für bezahlbaren Wohnraum ( der 2015 schon fehlt ) Arbeitsplätze, Infrastruktur, Bildung, Energieversorgung, Krankenversorgung, Trinkwasser, Umweltschutz, Müllproblem u.s.w. Na?
Da braucht man nicht mal Abi um zu checken, was die Verdoppelung allein der Einwohnerzahl für unsere Umwelt bedeutet. Die Natur verliert auf jeden Fall.
Unsachgemäße Formen der Holznutzung stehen weit hinten bei den Faktoren der Zerstörung des Tropenwaldes. Das heißt aber auch: Sinnvolle Tropenholznutzung hat keinen nachhaltigen Anteil an der Vernichtung von Waldflächen. Die Zerstörung der Regenwälder ist in erster Linie die Folge wirtschaftlicher und sozialer Probleme. Überbevölkerung, einhergehend mit der Aufgabe Einkommen und Arbeitsplätze zu sichern. Da haben unsere Staaten, die Staaten vor Ort aber auch die großen Weltreligionen mit Ihrem Statement zur Familienplanung viel Luft nach oben.
Die vorgenannten Institutionen werden aber nur ungern von Aktivisten und Berichterstattungen angesprochen, oder gar kritisiert. Zu groß ist die Angst, in einer Ethikdiskussion zu enden und öffentlich als Unmensch am Pranger zu stehen. Das würde Institutionen wie Parteien, Umweltorganisationen und Verbänden millionenfach Spendengelder und Wählerstimmen kosten. Die viel kleinere Gruppe der Holzhändler und Importeure ist da viel unproblematischer. In der öffentlichen Meinung ist die Vorstellung aufgebaut worden, Einfuhr und Verwendung von Tropenholz in den Industrieländern hätten ein solch gewaltiges Volumen, das ein Importstop und Verzicht auf Nutzung dem Tropenwald signifikant helfen könnte.
Richtig hingegen ist, dass der Tropenholzexport generell und erst recht die deutsche Importmenge nahezu bedeutungslos sind. Im Vergleich zu den Milliarden m³ Holz, die durch Brandrodung, Palmöl, Sojaanbau und Weidewirtschaft – sprich Fleischkonsum - vernichtet oder die zur Energiegewinnung verheizt werden. Die, im Vergleich, geringen Mengen in der Holznutzung werden zum Diskussionsgegenstand gemacht. Das ist einfach und billig zu haben, denn es kostet auch die Bürger nichts.
Holz ist wertvoll und besitzt ein hohes Image - heimisches ebenso wie Tropenholz. Holz ist ein sich selbst regenerierender Rohstoff -es entsteht aus natürlichen, nicht aus umweltbelastenden Energien, wie beispielsweise WPC oder BPC-Dielen. In Verbindung mit einem sehr guten Recycling ist Holz bis heute durch nichts zu ersetzten.
Viele Tropenholzarten besitzen Eigenschaften, die andere Hölzer und Materialien nicht haben und die wir sinnvoll nutzen können. Beispielsweise ihre Dauerhaftigkeit. Natürliche Dauerhaftigkeit macht chemische Holzschutzmittel entbehrlich. Vorteil Holz!
Fazit:
Eine der nahe liegenden Maßnahmen zur Verbesserung der ökonomischen und sozialen Situation der Menschen ist die sinnvolle wirtschaftliche Nutzung des Tropenwaldes. Wir müssen dem Tropenholz einen Wert geben, damit er für die Menschen vor Ort einen Wert hat. Nur dann, wird er entsprechend Wert geschätzt. Wenn dieser Wert höher ist, als eine Palmölplantage, oder ein Sojafeld, wird dieser Wald auch in Zukunft Bestand haben. Das erreichen wir aber nicht mit Boykott und Stigmatisierung, sondern mit Zuspruch und dem klaren erkennen der Hauptproblematiken und deren Zusammenhänge. Da darf es keine politischen, religiösen oder ökoromantischen Tabus geben.
Die Existenz der tropischen Wälder ist dauerhaft nur zu sichern, wenn es gelingt, die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung zu verbessern. Nur Befreiung aus auswegloser Not wird die Menschen davon abhalten, in den Wald zu gehen und diesen abzubrennen.
Die naturverträgliche Nutzung der Tropenwälder als einer sich selbst regenerierenden Rohstoffquelle erfordert den Ausbau nationaler, funktionsfähiger und ökologisch verantwortungsbewusster Forstverwaltungen, die dafür sorgen, dass der Wald nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschaftet wird. Bei dieser Methode werden nur ein bis zwei reife Stämme je Hektare entnommen, so wie es z.b. in Ghana bereits geschieht. Es bleibt ein dichter Wald aller Altersklassen stehen. Zusammen mit einer ausreichend entwickelten Holzwirtschaft bietet sinnvolle Nutzung genügend Arbeitsplätze und materiellen Anreiz, den Wald dauerhaft zu erhalten.
Demgegenüber würde ein Verwendungsverbot in den Einfuhrländern zum Preisverfall der Hölzer führen, den Tropenholzmarkt ins Ungleichgewicht bringen, Arbeitsplätze sowie die Ansätze zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung gefährden und die Umwandlung der Wälder in scheinbar lukrativere Bodennutzungsformen fördern. Der wirtschaftliche Wert des Waldes sinkt. Die Menschen vor Ort sind noch weniger bereit, sich für seine Erhaltung zu engagieren.Ein Boykott zur Erhaltung des Tropenwaldes ist praktisch wirkungslos, das ist für jeden nachvollziehbar. Ein Boykott von Tropenholz rettet den Tropenwald nicht. Im Gegenteil: Er behindert die unerlässliche walderhaltende Nutzung und fördert damit die Zerstörung.
Wirtschaftliche Not, Überbevölkerung, Brandrodung, landwirtschaftliche und industrielle Großprojekte sind Faktoren, die von der Holzwirtschaft und der sinnvollen Holznutzung nicht verursacht werden und auch nicht zu verantworten sind. Kernpunkt der Tropenholz - Diskussion ist die Abhängigkeit der Walderhaltung von einer sinnvollen Waldnutzung, die zu erkennen und in praktische Politik umzusetzen ist.
Ich möchte nicht den moralischen Zeigfinger heben, ich erhebe auch keinen Anspruch auf ein 100%iges Wissen. Ich möchte Ihnen ein „GANZES“ Bild der Situation vermitteln. Die Medien, sowie Umweltorganisationen, berichten nur sehr einseitig und eingefärbt über den komplexen Zusammenhang. Oft werden wichtige Dinge einfach nur nicht erwähnt und Sie, als Konsument, müssen sich quasi daraus ein falsches Bild machen. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle deshalb mal aus einer anderen Perspektive berichten, die Sie so evtl. noch nicht gehört haben.
Viele Grüße aus Burgdorf,
John Flügge